Der eigenartige Buchclub

Eigentlich war ich mit John Asht ja schon fast durch, wollte mir aber die Amazon-Rezensionen zu seinem Buch nochmals genauer ansehen. Dabei kam ich zu der erstaunlichen Erkenntnis, daß er teilweise recht hat. Als „Mafia“ würde ich es aber nicht bezeichnen, es ist allenfalls eine kleine „Struktur“.

Dumm für Asht: Man findet sie bei den positiven Rezensionen seines Buchs.

Zunächst: Meine Angaben spiegeln den Stand von Mittwoch, dem 8. Februar wider, die Situation kann sich danach geändert haben, alle relevanten Internetseiten habe ich aber sicherheitshalber auf meiner Festplatte gespeichert.

Ich wollte mir also mal die 5-Sterne-Bewertungen genauer ansehen. Insgesamt sind es sechs Stück, drei davon stammen von Rezensenten, die bislang kein anderes Buch (oder sonst eine Ware von Amazon) bewertet haben.

Eine (von Peer Bleggs) erscheint mir relativ unverdächtig, wenn man davon absieht, daß er schreibt

Durch ewiges Stöbern bin ich vor einier Zeit auf „Maag Mell“ von eben diesem Autor gestoßen und habe Twin-Pryx erstehen müssen, kaum dass es verfügbar war.

Laut Amazon kam das Buch Anfang Februar 2011 heraus, aber seine Rezension ist vom 9. Dezember. Es kann natürlich viele Gründe für diese Verzögerung geben.

Die übrigen beiden Rezensionen stammen von „Gedankenfreiheit“ und Walter-Jörg Langbein. Letzterer ist ein Sachbuchautor, den ich einfach mal in die Schublade „Esoterik“ stecke und der damit thematisch in der Nähe von Asht liegt.

Interessanter ist aber „Gedankenfreiheit“, der/die insgesamt 35 Rezensionen verfasst hat, alle einsehbaren (die für Asht zählt seltsamerweise nicht dazu) mit fünf Sternen.

Der folgende Abschnitt ist jetzt etwas langweilig, aber ich will mir keine Lücken in meiner „Beweisführung“ vorwerfen lassen.

In der gestrigen Ergänzung von Ashts Journal zur „Rezi-Mafia“ findet man tatsächlich mal brauchbare Fakten, nämlich einen „Internet-Dialog mit der Literatin UPrem“.

Darin:

25. Januar
UPrem: Hallo und guten Morgen! – So, im Blog „Ein Buch gelesen“ steht jetzt ein Statement zur Sache http://www.ein-buch-lesen.de/2012/01/eine-lanze-fur-john-asht.html

Der Link darin führt zu einem Blog-Artikel „Eine Lanze für John Asht“. In der Zeile darunter steht „Eine Analyse von Ursula Prem“. Folglich „UPrem“=Ursula Prem.

Weiter bei Asht:

5. Februar
UPrem: Hallo John, so! Twin-Pryx habe ich heute fertig gelesen. Ich bin total platt: Das Buch ist einfach nur fantastisch!!!
Eine erste Kurzrezension hab ich soeben auf Amazon eingestellt:
http://www.amazon.de/product-reviews/3940932094/ref=cm_cr_dp_synop?ie=UTF8&showViewpoints=0&sortBy=bySubmissionDateDescending#R1F6U4LGKYJM3A, demnächst folgt dann eine ausführliche Fassung im Blog »Ein Buch lesen!«. Wird vielleicht noch ein paar Tage dauern, bis ich sie fertig habe.
(Hervorhebung von mir)

Der angegebene Link funktioniert nicht (mehr) richtig, stattdessen empfehle ich http://www.amazon.de/review/R1F6U4LGKYJM3A/ref=cm_cr_pr_perm?ie=UTF8&ASIN=3940932094&nodeID=&tag=&linkCode=. Daß beide Links zur gleichen Rezension gehören, kann man an dem fett gedruckten Buchstaben-Zahlen-Salat erkennen. Es ist die Rezension von „Gedankenfreiheit“.

Lange Rede, kurzer Sinn: „Gedankenfreiheit“=“UPrem“=Ursula Prem.

Sehen wir uns jetzt das Banner am Beginn des Blogs „Ein Buch lesen!“ an. Darin steht:

Hier bloggen Walter-Jörg Langbein, Sylvia B., Ursula Prem, g.c.roth und verschiedene Gastautoren[…]
(Quelle)

Es handelt sich um ein Blog von Buchautoren, die auch einen „aStore“ haben (ein Webshop innerhalb des Amazon-Systems). Dort findet man eine Liste von Mitwirkenden des „Buchclubs“, wie ich es nenne, unter anderem:

Walter-Jörg Langbein
Sylvia B.
g.c.roth
Ursula Prem
Ernst Probst
Wolf-Gero Bajohr
Rita Hajak
Jens Bölscher

Prem und Langbein kennen sich also und bewerten beide „Twin-Pryx“ positiv (Wenn ich ab jetzt von „bewerten“ spreche, meine ich damit immer eine 5-Sterne-Bewertung bei Amazon).

Naja, vielleicht finden beide das Buch einfach gut, sie haben ja ebenfalls eine gemeinsame Vorliebe für Badeenten (Rezensionen).

Aber man hilft sich auch gegenseitig. Von den 35 Rezensionen von Ursula Prem gingen 19 an Bücher von Mitgliedern des Buchclubs. Prems Interessen sind dabei breit gefächert, von „Business-Knigge für deutsche Manager in Dubai: Verhaltensweisen verstehen und Geschäfte erfolgreich gestalten“ (Dr. Jens Bölscher) über „Fluffige und andere Zeiten: Heitere und besinnliche Kurzgeschichten, Fabeln und Gedichte“ (g. c. roth) bis zu „Tränen der Verzweiflung: Mord und andere Tragödien“ (Rita Hajak).

Und natürlich revanchieren sich die Gelobten (der genaue Zeitablauf wurde von mir aber nicht überprüft): Für Ursula Prems Buch „2010 – Denn Hass zieht dunkle Kreise“ (5-St.-Rezensionen) erhält sie Bewertungen von Langbein, Hajak, Bölscher und Roth, außerdem von „Lieschen Mayer ‚ein-Buch-lesen'“. Da „Ein Buch lesen!“ ja der Name von Blog und Webshop sind, gehört „Lieschen“ offensichtlich dazu (ich vermute, daß es Sylvia B. ist, aber das ist unbewiesen).

Auch andere der Autoren machen mit: Rita Hajak bewertet Wolf-Gero Bajohr und er dafür anderthalb Jahre später, kurz nach Erscheinen ihres Buches sie.

Es ist natürlich theoretisch möglich, daß all diese Bewertungen (und noch einige mehr) nur entstanden sind, weil die Autoren die jeweiligen Werke ihrer Kollegen tatsächlich toll fanden, aber ich glaube einfach mal nicht, daß das in allen Fällen zutrifft.

Wollte man diese Verflechtungen wirklich gründlich untersuchen, müßte man wahrscheinlich eine Software schreiben, die die Daten von Amazon systematisch herunterlädt und untersucht. Das wäre aber den Aufwand nicht wert.

Ist das jetzt so schlimm? Nein, es sind eben ein paar Autoren, die sich gegenseitig „toll finden“. Sie tun das nicht einmal besonders heimlich, die meisten benutzen für Rezensionen ihre richtigen Namen. Den Vogel schießt dabei übrigens diese Rezension ab, in der „Ernst Probst ‚dasjournal'“ das Buch von Ernst Probst bewertet.

Wahrscheinlich gibt es auch noch mehr vergleichbare Zirkel, die dasselbe praktizieren. Man sollte es allerdings im Hinterkopf behalten, wenn man einschätzen will, wie viel die Bewertung von einem Clubmitglied für ein anderes (oder jemanden, der dem Club nahesteht) wert ist.

Wäre John Asht also tatsächlich an professionellen (und nicht einfach nur positiven) Rezensionen interessiert, sollte er Prem und Langbein bitten, ihre Kritiken zu entfernen.

Update: Es gibt eine (hoffentlich letzte) Fortsetzung: „Verfolgte Autoren“.

13 Antworten to “Der eigenartige Buchclub”

  1. Anubis Says:

    Guter Blogpost, danke.

    Hinzufügen ließe sich noch, dass Ursula Prem alias UPrem alias Gedankenfreiheit nicht zum ersten Mal einen weithin unbekannten Autor, der negative Rezensionen eingefahren hat, zum Opfer einer großangelegten Kampagne hochstilisiert hat, sondern dies letztes Jahr auch schon für ihre Blogkollegin g.c. roth getan hat: http://www.ein-buch-lesen.de/2011/04/rufmord-gegen-buchautorin-die.html. Ein weiterer Hinweis darauf, dass all diese Leutchen sich wohl nicht einfach nur gegenseitig toll finden.

  2. Laura Artemis Stern Says:

    Schon spannend, wie sich erwachsene Autoren benehmen, wie 14-jährige Fanfiction-Schreiber…

  3. Geologe Says:

    Sehr aufschlussreich – DANKE
    Geologe (oder Mr. Arsch-Geologe; Urheberrecht by John Asht)

  4. Ricarda Says:

    Bitte kein Bashing 14jähriger Fanfictionschreiber, so eine war ich auch mal, und so kleinkariert hab ich nie auf Kritik reagiert ;)

    Danke für diese kleine Analyse der *Schockhorror* skandalösen Mafiastrukturen in den Amazonrezensionen! Feurio! So tut doch was! :O

  5. Ursula Prem Says:

    Hallo Michael Butscher,

    nach dem allabendlichen Check der Aufrufzahlen ist es nun endlich an der Zeit, dass ich mich für die über 50 Besucher bedanke, die alleine heute von Ihnen zu unserem Blog »Ein Buch lesen!« gefunden haben. DANKE! :-)

    Ich finde es immer wichtig, dass Blogger sich gegenseitig unterstützen. Deshalb habe ich mir erlaubt, in den Footer meiner heutigen Freitagskolumne einen Backlink auf Ihr Blog zu setzen. ;-)

    Viele Grüße

    Ursula Prem

  6. Laura Artemis Stern Says:

    @Ricara, Verzeihung, es war nicht meine Absicht, 14-jährige Fanfiction-Schreiberlinge zu bashen. ;) (Schliesslich war auch ich mal so einer.) Es gibt selbstverständlich auch 14-jährige Fanfiction schreiber, die sich zu benehmen wissen und durchaus auch Kritkifähig sind. Die, die es nicht sind, bleiben nur leider besser im Gedächtnis…

  7. Biologe Says:

    Sehr genial! ;-)

  8. Susanne Says:

    Sehr gut recherchiert. Danke.

  9. Feenfeuer Says:

    Eine Peinlichkeit nach der Anderen, in Sachen bedeutungslose AutorInnen…

  10. Der Mann, der Asht Geologe !!! nannte Says:

    Ich werde gespannt weiter verfolgen, was Asht da aufdecken wird und wohl herzlich darüber lachen. Ich hoffe inständig, ihm fallen noch ein paar neue Sachen ein, sonst wird er langweilig. Besonders amüsiert mich, dass er schon 15.000 € Verlust gemacht haben will. Wenn er das beweisen kann ist er eine Art Merlin und die Illuminaten haben was damit zu tun.

  11. Geologe Says:

    Da lebe ich seit Jahren mit diesem Nick, und gelange nun zu Ruhm und Ehre :o)
    Warum sich der werte Autor auf Myriel und mich einschoss, ist mir nicht ganz klar, aber das wird er uns noch zeigen – HO HO HO!
    Noch auf freiem Fusse…… Geologe

  12. Wöchentliche Träumereien #6 - Leseträume - Flüsternde Lettern ferner Welten Says:

    […] redlich müht, ihn zum Opfer hochzustilisieren. Zu auffällig nur, dass sie einen merkwürdigen Buchclub anzugehört […]

  13. fandomobserver Says:

    Aufschlußreich! Aber nach Ashts Anforderungskatalog ist das ja nichts Ehrenrühriges. Er definiert ja lediglich, wer NICHT rezensieren darf, bzw., welche Qualifikation ein Rezensent haben muß. Unausgesprochen, aber offensichtlich hat er nichts gegen Gefälligkeitsrezensionen. Die wiederum wären bei uns ein Ausschlußkriterium.

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